Ricarda Roggan studierte Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig bei Timm Rautert, wo sie 2004 als Meisterschülerin abschloss. Parallel studierte sie am Royal College of Art in London.
Die Serie „Garage“ zeigt Unfallautos die in einem dunklen Raum, offenkundig einer Großgarage abgestellt sind. Manche der Wracks sind verhüllt, abgedeckt mit einer Plane. Verloren wie Dinosaurier aus einer fernen Vergangenheit sind sie, als Inbegriff von Mobilität und Moderne, als Opfer eines Geschwindigkeitswahns zum Stehen gekommen und fallen im Dunkel nun der Vergessenheit anheim. Ihre dramatische spotlichtartige Ausleuchtung oder das drapierte Tuch erinnern an Altarbilder. So erscheint das Auto als befremdliches, fragwürdiges Anbetungsobjekt – desillusionierend und enttäuschend leer als Totalschaden eines zum Stillstand gekommenen Getöses des Konsums, der eher wie ein Dämon nunmehr auf den „verfallenen Altären“ (Ernst Jünger) haust.
Die Arbeit reflektiert auf unterschiedlichen Ebenen das Objekt, und gleichzeitig das Medium Fotografie. Denn die außer Kontrolle geratenen Autos sind nun still gestellt und werden in der Machart der Fotografien Roggans zu einem durch und durch kontrollierten Gegenstand. Die getilgten Spuren im Raum lassen auf keinen konkreten Ort schließen, die Beleuchtung verunklärt zusätzlich, wo das Objekt sich befinden könnte – die Fahrzeuge stehen gleichsam in einem unendlichen Raum des Unspezifischen. Das ist nur möglich, indem Roggan jedes Detail, jede Lichtreflektion, jeden Schatten im Detail kalkuliert und kontrolliert. Die Arbeit ist eine präzise Persiflage auf das Verhältnis von offensichtlichem Kontrollverlust und akribischen Kontrolle durch den Index der Fotografie.
