Nachdem Pascal Mougin Literatur und Humanwissenschaften studiert hat, wendet er sich der Fotografie zu, und dies nicht nur zu dokumentarischen Zwecken, sondern auch, um Darstellungen einer Kritik zu unterziehen. So untersucht Mougin mit seinen Bildern die Standorte der Fotografen an mit der Kamera festgehaltenen Orten sowie die Beziehung der Fotografie mit anderen Bildarten (Werbung, Sicherheit, Fiktion).
Die Serie „Barra“ wurde nach einem Stadtviertel von Rio de Janeiro benannt (Barra da Tijuca), das aus Condomínios besteht, aus geschlossenen und überwachten Wohnenklaven nach dem Vorbild der amerikanischen gated communities. Die Serie stellt Überlegungen über diese Art gesicherter Lebensräume an, über diese privaten Stadtbezirke, die von der Öffentlichkeit abgeschottet sind und ein Symbol für ein angsterfülltes Leben in der Stadt, das sich derzeit auf allen Kontinenten ausbreitet, darstellen.
Der Begriff Kontrolle spielt hier eine zentrale Rolle: Bei den Verkaufsargumenten der Immobilienmakler steht die Sicherheit im Vordergrund. Nichts geschieht in der Enklave, was nicht durch das Bild vorweggenommen, vorgeschrieben oder kontrolliert werden kann. Die Condomínios sind somit in doppelter Hinsicht mit Bildern verbunden: mit Werbebildern, sobald der Startschuss für den Verkauf der Immobilien gegeben wurde, sowie mit Sicherheitsbildern, die von den in den Condomínios omnipräsenten Videokameras aufgenommen werden.
Die ersten Versuche, vor Ort Aufnahmen zu machen, kamen einer zweifachen Erfahrung gleich: Die fortwährende Erfahrung, dass in einem Condomínio der Wirklichkeit abgeschworen wird (nach dem Modell eines Themenparks) sowie der regelmäßig wiederkehrenden Erfahrung eines Ausschlusses – der Fotograf war an einem Ort, an dem es schon alle diese allgegenwärtigen, komplementären und offiziell ausreichend vorhandenen Bilder gibt (Werbung, Sicherheit), unerwünscht.
„Deshalb habe ich keine neuen Fotos hinzugefügt, sondern ich habe mit den bereits bestehenden Bildern gearbeitet. Ich habe die Werbe- und die Sicherheitsbilder überlagert und die auf Architektur bedachten und von den Immobilienmaklern auf ihrer Internetseite veröffentlichten Wiedergaben auf einen Videokontrollschirm projiziert. Es sind die Details dieser echten und zugleich falschen kathodischen, neu dargestellten Bilder, die diese Serie ausmachen. Die Realität ist verdeckt.“ (nach einem Text des Künstlers)