Im Alter von 25 Jahren beschließt Martin Schoeller, Deutschland zu verlassen und nach New York zu gehen. Er wird zunächst Assistent von Annie Leibovitz, widmet sich aber bald seiner eigenen Karriere. Ab 1998 werden seine Aufnahmen in verschiedenen Zeitschriften, unter anderem Rolling Stone und Vogue, veröffentlicht. Seit 1999 arbeitet er als Fotograf für den New Yorker – auf den Spuren von Richard Avedon. Martin Schoeller fotografiert Persönlichkeiten aus der Medienwelt, aber auch Unbekannte, wobei er auf eine Methodik und ein Verarbeitungsverfahren zurückgreift, die für alle gleich sind. Der glühende Anhänger des „Close up“ hat eine Vorliebe für radikale Aufnahmen, für Darstellungen ohne Tricks oder Etikette. Er konzentriert sich einzig und allein auf den Blick seiner Objekte. Durch die frontale Ausrichtung des Objektivs scheinen uns diese zu anderen geworden zu sein. Martin Schoeller versucht nicht, Unvollkommenheiten zu verwischen. Er offenbart die Widersprüche der modernen Ikonen, die durch ganz einfache und verletzliche Menschen verkörpert werden. Im Einklang mit diesen Prinzipien hat er Bodybuilderinnen fotografiert, deren Anatomie und Gesicht einen völligen Gegensatz darstellen.
„Nachdem ich meine erste Polaroid-Kamera zu einem Bodybuilding-Wettbewerb mitgenommen hatte, war ich überrascht von der multidimensionalen Komplexität dieser Art von Aufnahmen. Die Widersprüche waren so offensichtlich, so zahlreich und so aufregend, dass ich es wirklich als meine Pflicht ansah, diese Serie zu schaffen – nicht um zu beurteilen, zu rühmen oder zu verurteilen, oder gar um zu enthüllen, sondern einfach nur um zu zeigen. […] Die dargestellten Athletinnen sind nicht anders als andere. Sie sind ebenso verletzlich wie alle anderen Personen, die vor einem Objektiv posieren."
(Martin Schoeller)